pudelundpinscher

signet

Der Tod backt einen Geburtstagskuchen

CHF 28.00
Autor:in: Hamed Abboud
Autor:in: Hamed Abboud

Cover Abboud Hamed arab web    Cover Abboud Hamed dt web

Hamed Abboud
Der Tod backt einen Geburtstagskuchen
Texte

Fadengeheftete Klappenbroschur, 152 Seiten, 17.6 x 13.2 cm
Umschlaggestaltung: Eliane Hürlimann
Zweisprachige Ausgabe, arabisch und deutsch
Aus dem Arabischen von Larissa Bender
Mit einem Nachwort von Stephan Milich,
ins Arabische übersetzt von Mahmoud Hassanein
ISBN 978-3-906061-11-5
28 Franken, 19 Euro
März 2017
Leseprobe

Die Übersetzung aus dem Arabischen wurde vom SüdKulturFonds in Zusammenarbeit mit LITPROM e. V. unterstützt. www.litprom.de


Hamed Abboud stammt aus Syrien. Aleppo, die Stadt, in der er studiert hat, liegt in Trümmern, viele seiner Freunde und Kollegen wurden getötet. »Der Tod hat viele neue Freunde gefunden«, sagt Hamed Abboud. »Das muss der Tod feiern – und deshalb backt er einen Geburtstagskuchen.«
Mit seinen Texten schlägt Hamed Abboud eine Brücke zwischen Geburt und Tod, zwischen Krieg und Frieden, Leben und Sterben. Sarkastisch, humorvoll, komisch und tragisch zugleich erklärt, analysiert und abstrahiert er, erweitert die Realität metaphorisch um eine neue Dimension, um der Ungeheuerlichkeit des Tötens etwas entgegensetzen zu können. Warum bombardieren syrische Piloten ihre Landsleute? Es muss ein Spiel sein. Domino – oder eines dieser Computerspiele, bei denen es darum geht, maximal viele Bausteine gezielt auszulöschen.
Die literarischen Arbeiten von Hamed Abboud heben individuelle Kriegserfahrungen auf eine Ebene, die dieses Leben erträglich macht. Ein Leben, das für Abboud in den letzten Jahren von vielen neuen Erfahrungen geprägt war: Erfahrungen, die er in der Geschichte »Was wurde aus den Zugvögeln« beschreibt. Eine Geschichte, die eindrücklich aufzeigt, wie Menschen in Europa dazu beitragen können, das Leben Geflüchteter einfacher zu machen. Eine Art Glücksgeschichte – allem Unglück zum Trotz.
Renate Metzger-Breitenfellner in der Verlagsvorschau Frühling 2017

»Fast wäre er in die Schweiz gekommen. Hätte ihn sein in der Schweiz lebender Kollege nicht gewarnt. Bloß nicht in die Schweiz, empfahl er ihm. Schlechte Stimmung. Also ist Hamed Abboud, Jahrgang 1987, nach Österreich gegangen. Da lebt er heute – als anerkannter Flüchtling.
Diese Anekdote erzählte der syrische Autor vor zwei Jahren dem Onlineportal Infosperber.ch. In der Schweiz war er trotzdem. Etwa im Sommer 2016, als er im Literaturhaus Zentralschweiz in Stans seine damals noch unveröffentlichten Texte las. Die sind nun Teil der vom Verlag pudelundpinscher in einer arabisch-deutschen Doppelausgabe veröffentlichten Publikation mit dem grotesken Titel Der Tod backt einen Geburtstagskuchen.
Der 2012 aus Syrien geflohene Abboud kramte für die 16 kurzen Texte, die in ihrer verrätselten Sprache wie verlängerte Gedichte daherkommen, aus seiner dicken Geldbörse aus Erinnerungen Episoden seiner Biografie. Verloren hat er sie auch nicht auf den 3151 Fluchtkilometern zwischen seiner Heimat Deir ez-Zor im Osten Syriens und dem österreichischen Exil. Es sind Eindrücke von Kriegszerstörung, Verlust und Flucht. Hinter der bitteren, sarkastischen Tonalität verbirgt sich aber eine gepanzerte Menschlichkeit und ein heiterer Sinn. Übersetzerin Larissa Bender bemüht sich nach Kräften und mit Fußnoten, dem in deutscher Sprache gerecht zu werden. Dennoch bleibt die kulturelle Distanz bei Sätzen wie Reue ist die einzige Konsequenz, die dieses Leben wahr werden lässt bestehen.
Abbouds Geschichten sind dialektische Kunststücke, in denen Leben und Tod fließende Übergänge besitzen. Der Autor mantelt Kriegsszenen in die Bildsprache der Marvel-Comics und vergleicht die Kriegszerstörung mit dem Umkippen nebeneinanderstehender Dominosteine. Die Zerstörung mag planlos wirken, und doch ist sie für den, der den ersten Stein antippt und dabei auf den größtmöglichen Schaden hofft, systematisch.«
Julia Stephan in der »Luzerner Zeitung« vom 9. März 2017

»Es sind […] nicht bloß deprimierende, von Verlust und Schmerz gezeichnete Texte, die Abboud uns vorlegt, sondern auch komische, abstruse, zuweilen sarkastische. Etwa der Opener Ich möchte einen Panzer fahren, der an Allen Ginsbergs The Green Automobile erinnert und ebenfalls im Konjuktiv verhandelt, was der Autor mit dem Gefährt im Sinne hätte: ›Ich würde Feinden, / Freunden, / Passanten, / Müttern / und Kindern zuwinken, / nicht näherzukommen. / Denn mein Panzer habe ‹Migräne›, / und ich wisse nicht, wann der nächste Anfall komme.‹ Es gibt sie aber auch, die himmeltraurigen Geschichten, etwa in Porträt unseres schönen Diktators, wo ein junger Mann in Schweden vor Freude Selbstmord begeht. ›Er hatte, nachdem sein Haus zerstört worden war, sein Grundstück verkauft, um ins Paradies zu kommen. Als er ankam, freute er sich und wollte deinen Namen mit seinem Blut und seiner Seele schreiben. [...] Er hatte sich die Pulsader aufgeschnitten und mit ihrem Inhalt das Wort ‹Danke› geschrieben.‹ Trotz aller Tragik blitzt immer wieder Humor auf, rabenschwarzer zuweilen: ›Warum haben die anderen die Fassbombe mit mir geteilt? Ich hätte gewünscht, sie hätte nur meinen Namen allein getragen, als eine Art Auszahlung meines Altersguthabens beim Austritt aus dem Staatsdienst‹, klönen die Bewohner in Ich, das alte Mädchen Massengrab. […]
Für die Literatur ist dieses Buch ein Glücksfall.«
Ivan Schnyder in »041–Das Kulturmagazin«, April 2017

»Haben die Verzweifelten in Maleks Geschichte* vielleicht den Rat seines jüngeren Kollegen Hamed Abboud befolgt? ›In einer Zeit, in der alle durch Kugeln sterben, denke darüber nach, fortzugehen und zu ertrinken‹, mahnt bissig der 1987 in Deir ez-Zor geborene Autor. ›Stirb sauber und steril durch das Salz des Meeres statt durch Chemiewaffen. Stirb vor Kälte in einem Kühlwagen auf der Autobahn. (...) Stirb durch giftige Pilze aus den mazedonischen Wäldern, und teile die Frühstückspilze mit deinen Freunden.‹ Abboud freilich hat die Flucht überlebt, die ihn über Ägypten, Dubai und die Türkei nach Österreich führte. Dass er zunächst als Lyriker hervortrat, lässt die bildstarke, assoziative Diktion seiner kurzen Prosatexte ahnen, die jetzt unter dem Titel ›Der Tod backt einen Geburtstagskuchen‹ beim Schweizer Kleinverlag pudelundpinscher erschienen sind.
Abbouds Skizzen bewegen sich zwischen der kriegsverwüsteten Heimat und der Totenruhe des Exils; gelegentlich ins Phantastische ausgreifend, häufig glitzernd vor Sarkasmus. Er apostrophiert den syrischen Landesherrn im ›Porträt unseres schönen Diktators‹ und analysiert anderswo dessen Vorgehen im Bürgerkrieg als eine nur scheinbar paradoxe Konjunktion von Planlosigkeit und Systematik: Das Geheimnis dieser Strategie liege ›in jener einen Bewegung verborgen, die einen ganzen Strudel von Stürzen und Zusammenbrüchen verursacht‹.
Aber auch Asylländer bekommen ihr Fett ab: Die Sicherheit, die er in Europa gefunden hat, empfindet der Autor ›so umfassend wie die Dunkelheit im Bauch des Walfischs in der Tiefe des Meeres‹, und seinen türkischen Gastgebern offeriert er auf blanken Messers Spitze Folgendes: ›Wir sind wie ihr. Kommt nur einmal zu uns, und wir werden uns für unsere hintergangene Großzügigkeit mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln rächen.‹ Beizufügen ist hier, dass Hamed Abboud in Österreich keineswegs auf Rache sinnt; er engagierte sich von Anfang an als Übersetzer und Helfer bei der Betreuung anderer Flüchtlinge, mittlerweile ist er so weit, dass er seinen Landsleuten Deutsch beibringen und eine Fortsetzung seines Studiums an einer österreichischen Hochschule ins Auge fassen kann.
Die Verwirrungen in der neuen Heimat sind anderer Art. Als Abboud (oder sein literarisches Alter Ego) Unterleibchen kaufen will, realisiert er, dass er seine Kleidergrösse nicht kennt, weil er immer abgelegte Sachen seines älteren Bruders trug. Daraus entwickelt er eine berührende Reflexion über die in seiner Heimat gängige Praxis, Kleidungsstücke nach Bedarf zu tauschen und auszuleihen. In der Fremde wird das Fehlen dieses Habitus empfindlich spürbar: ›Du bist langsamer als früher, denn du trägst nicht die Schuhe deines Bruders. Und du bist schwächer als früher, denn du trägst nicht den Mantel deines Vaters.‹
Schmal sind sie, die zwei hier vorgestellten Bändchen, beide von der unermüdlich für das gepeinigte Land kämpfenden Larissa Bender ins Deutsche übertragen. Aber sie geben, nach Jahren zermürbender Kriegsberichterstattung, radikal neue Einblicke in die syrische Befindlichkeit.«
 © Neue Zürcher Zeitung AG.
Angela Schader in der »Neuen Zürcher Zeitung« vom 16. Mai 2017
*) Niroz Malek: Der Spaziergänger von Aleppo, Weidle-Verlag, 2017

»Dieser kleine Band ist eine große Tat. […] Es sind sperrige Texte, die die Tragik und Absurdität des heutigen Syriens deutlicher reflektieren als manche politologische Abhandlung. […] Dass der Schweizer Kleinverlag pudelundpinscher diese Edition wagt, verdient Respekt.«
Manfred Papst in »Bücher am Sonntag« vom 25. Juni 2017

Hamed Abboud im Österreichischen Rundfunk

Claudia Kramatschek im Deutschlandfunk (16. Juni 2017)

Deutsche Welle: Interview mit Hamed Abboud (9. Juli 2017)

Bücherstadt Kurier Bremen, Beitrag von Maria Rukover (2. Dez. 2017)


Der Autor
Hamed Abboud