Beatrice Maritz
für jetzt
Fadengeheftete Broschur, 60 Seiten, 17.6 x 13.2 cm
Schutzumschlag: Beatrice Maritz
ISBN 978-3-9523736-8-2
20 Franken, 16 Euro
Ist am 15. April 2012 erschienen
Leseprobe
Die Texte dieses Bandes sind zwischen 1997 und 2012 entstanden und verdanken sich der Neugierde, der Lust am Experimentieren und dem Willen, die Enge der Konventionen zu verlassen.
Sie bestehen aus wenigen, vielfach wiederholten Wörtern und fast nur aus Hauptsätzen. Ihre Sprache mutet fremd und archaisch an. Diese Texte sind Dichtung im Rohzustand, unbearbeitet, unlektoriert, unkorrigiert – poésie brute.
So wie die Künstlerin Beatrice Maritz ihre Bilder schafft, so schreibt sie auch ihre Texte: mithilfe eines Pendels. Dieses lässt sie über dem Alphabet kreisen, und irgendwann zeigt es auf einen Buchstaben, dann auf einen zweiten, dann auf einen dritten und so weiter. Sie notiert Buchstaben um Buchstaben, und so entstehen Wörter, und aus den Wörtern entstehen mit der Zeit Gedichte und Gesänge von eigentümlicher Schönheit.
Die einen vermuten im Pendel einen Schlüssel zu höheren Welten, die anderen sehen in ihm eine Angel, mit der sich in trüben Gewässern fischen lässt. Für Beatrice Maritz ist es einfach ein Hilfsmittel. Es hilft ihr, sich aufs Jetzt zu konzentrieren.
»Mit dem Pendel schreiben
zum verlassen ist das kommen da zum kommen ist das verlassen da es hat im verlassen bekanntes es hat im kommen unbekanntes da kommt der gelbe frosch und der kleine mond und die grosse kartoffel und eine helle lokomotive und viele steine tue warten tue bekanntes verlassen tue kommen und gehen lassen tue sehen
Erstfeld, 13. März 2012
Diesem Text aus Beatrice Maritz' sehr schön gestaltetem, kleinen Büchlein für jetzt folgen 24 weitere Stücke, die alle mithilfe eines Pendels entstanden sind, das über einem Alphabet kreisend Buchstaben anzeigt, die sich dann zu Wörtern und Gedichten fügen. Daher wohl der schwingende Rhythums der Texte und ihre eindringliche Dichte, die die Summe ist von aneinander gereihten, sich vielfach wiederholenden Wortfolgen. Die Themen – u. a. kommen, gehen, da sein; hell, dunkel; fliegen, wurzeln machen; gross sein, blühen; sich geben, füreinander sehen / hören / singen – werden aus allen Richtungen durchquert und umkreist. Aber nicht, dass da jemand in Trance fällt! Denn da kommt der gelbe frosch und eine helle Lokomotive und überhaupt ist das Komplentative nur ein Teil: das in der Pendelsession Erhaltene muss auch ins Leben übergehen: tue bekanntes verlassen tue kommen und gehen lassen tue sehen oder auch: gehe mit den steinen und esse die luft oder: tue jetzt da sein.«
Regina Füchslin in »orte 171. Schweizer Literaturzeitschrift«
Die Autorin:
Beatrice Maritz